Bericht: Energieeffizienz an der Uni Köln
Energieverbrauch mittels Contracting reduziert.
Biozentrum der Uni Köln spart 500.000 Euro pro Jahr
Sie benötigt wenig Wasser, nimmt optimal Nährstoffe auf, ist schädlingsresistent und bildet viel Biomasse: Die Rede ist von der ideal effizienten Kulturpflanze, die dazu beitragen könnte, die Erträge in der Landwirtschaft zu steigern. Wie diese Pflanze erschaffen werden könnte, untersuchen Forscher am Biowissenschaftlichen Zentrum der Universität zu Köln. Doch obwohl sich bei der Forschung inhaltlich viel um Effizienz dreht, war das Biozentrum in puncto Energie bislang alles andere als effizient aufgestellt. Dank modernisierter Gebäudetechnik wird sich das nun ändern.
Rund 1,4 Millionen Euro – so hoch waren die Energiekosten im Neubau an der Zülpicher Straße bislang jedes Jahr. Das hatte das Team von Markus Greitemann vom Gebäude- und Liegenschaftsmanagement der Universität errechnet. Von der Summe entfielen 548.628 Euro auf die Lüftungs-, rund 130.000 Euro auf die Kälteanlagen und fast ebenso viel auf die Pflanzen-Beleuchtung im Forschungsbereich sowie knapp 90.000 Euro auf die Beheizung. Der kleinste Teil der Energiekosten entfiel mit fast 32.000 Euro im Jahr auf die Gebäude-Beleuchtung. Anschließend wurde deshalb untersucht, wie der Energieverbrauch gesenkt werden könnte. Die Analyse ergab, dass hohe Einsparpotenziale im Gebäude schlummern.
Investition rechnet sich nach wenigen Jahren
Als Partner für das Modernisierungsvorhaben beauftragte die Universität 2015 das Unternehmen Engie Deutschland GmbH Bei der Entscheidung für das Energiespar-Contracting ließ sich die Universität von der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit Unterstützung der EnergieAgentur.NRW beraten. Zusammen wurden das Vergabeverfahren vorbereitet und der Vertrag entwickelt. Nach zweijähriger Bauphase werden die Umbaumaßnahmen, bei der eine kombinierte Ausschreibung des Technischen Gebäudemanagements und des Einspar-Contractings erstmals in Deutschland durchgeführt wurde, voraussichtlich im Sommer fertiggestellt.
Die Luftversorgung der Labore, Seminarsäle, Büros und Technikräume wird jetzt bedarfsorientiert gesteuert – unter Berücksichtigung des flexiblen Forschungsbetriebs. Außerdem sichern eine hocheffiziente Kältemaschine („Quantum“ von Engie) und eine freie Kühlung die Kälteversorgung und stellen eine gut temperierte Forschungsumgebung sicher. Darüber hinaus sorgen 1.800 Leuchten der neuesten LED-Technik für eine energiesparende und angenehme Beleuchtung des Gebäudes, bei der sich Labormitarbeiter sowie pflanzliche und tierische Bewohner gleichermaßen wohl fühlen.
Die Investitionskosten der Modernisierungsmaßnahmen belaufen sich auf 2.465.550 Euro. Der Einsatz lohnt sich: Zukünftig werden dank der gesteigerten Effizienz jedes Jahr voraussichtlich 491.944 Euro an Energiekosten eingespart. So werden sich die Baumaßnahmen – statisch gerechnet – nach knapp fünf Jahren amortisieren. Die Investition lohnt sich aber nicht nur finanziell: Etwa 1.872,6 Tonnen Kohlenstoffdioxid werden künftig jedes Jahr weniger in die Umwelt geblasen. Zum Vergleich: Ein Quadratkilometer deutscher Wald bindet im gleichen Zeitraum verschiedenen Schätzungen zufolge durchschnittlich rund 1.000 Tonnen.
Enge Abstimmung beim Umbau mit Wissenschaftlern
Die technische Umsetzung mit den Bedürfnissen der Wissenschaftler in Einklang zu bringen, war für Michael Effertz von Engie Deutschland bei der Planung die größte Herausforderung: „Wir wollten nicht nur Energie sparen, sondern auch sicherstellen, dass Komfort und Funktionalität bei Raumklima und Beleuchtung erhalten bleiben.“ Dass dies gelungen ist, bestätigt Professorin Ute Höcker vom Botanischen Institut: „Wir haben die empfohlenen Maßnahmen, wie zum Beispiel LEDs, in den Laboren vorher getestet und keinen Unterschied festgestellt.“ Zu größtmöglicher Flexibilität bei der Arbeit tragen des Weiteren etwa neue Bewegungssensoren über den Türen bei, die mit dem Lüftungssystem verbunden sind. Auf diese Weise werden die Räume nach Bedarf optimal klimatisiert, unabhängig davon, ob die Biologen früh morgens oder spät abends im Labor stehen.
Neben dem Anspruch an Komfort und Funktionalität hatte sich das Team um Effertz und seinen Kollegen Stephan Michler auch das Ziel gesetzt, die Forscher bei ihrer Arbeit so wenig wie möglich zu behindern, um den laufenden Betrieb nicht zu stören. „Dafür haben wir mit allen Arbeitsgruppen gesprochen, um zu erfahren, wie diese die verschiedenen Räume nutzen, wo besondere Rücksicht auf Pflanzen und Tiere genommen werden muss oder wo mit gefährlichen Chemikalien gearbeitet wird“, erklärt Effertz. Bei einer Informationsveranstaltung klärten die Techniker die Biologen anschließend über die geplanten Maßnahmen auf.
Nach rund einem halben Jahr Planungszeit und zwei Jahren der Umsetzung werden die Arbeiten nun bald abgeschlossen. Ute Höcker ist zufrieden: „Wir erforschen Effizienz jetzt nicht mehr nur bei Pflanzen, sondern steigern auch praktisch unsere eigene Energieeffizienz und tragen so aktiv zum Klimaschutz bei.“